Video: Die Schrothkur

Wellness-Lexikon “S”: Schrothkur… Die Wellness-Teams in Österreich, Deutschland oder auch Italien verstehen es längst die Kraft der Natur, der Alpen, aber auch asiatische Anwendungen in ihr Wellnessangebot einzubinden. Vom Südtiroler Heubad bis hin zur ayurvedischen Stempelmassage. RatgeberTV erklärt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wellness Verband e.V. die Anwendungen, zeigt Ursprung, Methode, Hintergründe und beurteilt die Behandlung.

Definition

Schrot ohne den Buchstaben „h“ bezeichnet grob gemahlenes Getreide, aber als Schrothkur wird eine spezielle Fastenmethode nach dem Namen des Erfinders bezeichnet.

Ursprung

Die Schroth-Kur wurde vor 190 Jahren von dem Fuhrmann Johann Schroth als natürliche Heilmethode entwickelt, die durch Heilfasten die Selbstheilungskräfte mobilisieren und sich als Ganzheitsmethode positiv auf Körper, Geist und Seele auswirken soll. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Schroth-Kur in verschiedenen Sanatorien und Kureinrichtungen angeboten. Neben der ursprünglichen „echten“ Schrothkur existieren auch modifizierte bzw. „reformierte“ Varianten.


Methode

Die Schrothkur wird in Kliniken, Hotels und Kurheimen ein bis vier Wochen lang unter ärztlicher Betreuung durchgeführt. Indikationen sind Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht, Erkrankungen der Verdauungsorgane und Rheuma. Die mit der Schroth-Kur zugleich erreichte Gewichtsabnahme ist eine Begleiterscheinung der so genannten „Entschlackung”.
Das Prinzip der Schroth-Kur beruht auf der inneren und äußeren „Entgiftung” und „Entschlackung” und wird durch die Kombination des Heilfastens mit der äußeren Anwendung feuchter Wärme erreicht.
Die Schroth-Kur gliedert sich in vier Bereiche:

  1. Heilfasten:

    Durch eine extrem salzarme Kurkost, die ohne Fett und frei von tierischem Eiweiß ist, wird die Regeneration des gesamten Verdauungssystems erreicht. Im Angebot stehen vor allem gekochtes Gemüse, Reis-, Gries- und Haferspeisen, Obst und Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch und Knoblauch. Außerdem sind trockene, ungesalzene Brötchen erlaubt. Getrocknete Aprikosen und Pflaumen sowie Sauerkraut regulieren die Darmtätigkeit.

  2. Der Schroth‘sche Dunstwickel:

    Feuchtwarme Wickel dienen der „Entschlackung” des Körpers über die Haut.

  3. Wechsel von Trocken- und Trinkfasten:

    Pro Woche wechseln sich drei „Trockentage“, an denen – sofern ärztlich nicht anders verordnet – maximal ein halber Liter Flüssigkeit getrunken wird, mit vier „Trinktagen“ ab, an denen unter anderem bis zu einem halben Liter Wein getrunken werden darf. Wein ist ein leicht verwertbarer Energiespender und stabilisiert die Psyche, so heißt es.

  4. Wechsel aus Ruhe und Bewegung

    Zur Entlastung und Entspannung soll an den Trockentagen geruht werden. An den Trinktagen sorgt moderate Bewegung für die Anregung des Stoffwechsels und fördert das allgemeine Wohlbefinden.

Beurteilung

Die Schrothkur stellt keine dauerhafte Ernährungsform dar, sondern soll  ausschließlich therapeutischen Zwecken dienen. Laut Aussagen des Deutschen Schrothverbandes soll die Kur dringend unter ärztlicher Begleitung durchgeführt werden, um zum Beispiel die Kurkost oder das Trink- und Trockenfasten entsprechend den individuellen Bedürfnissen jedes Gastes bzw. Patienten anpassen zu können. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist die klassische Schrothkur eine enorme Stoffwechselbelastung. Ernährungswissenschaftler raten von einer mehrwöchigen Durchführung ab, mit Verweis darauf, dass mit Mangelerscheinungen an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen zu rechnen sei. Auch die geringe Flüssigkeitszufuhr wird kritisiert (die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt bei Reduktionsdiäten eine Flüssigkeitszufuhr von mehr als 2 Litern Wasser pro Tag!). Die Empfehlung, an „Trinktagen” Wein zu trinken, kann von Ernährungswissenschaftlern nicht nachvollzogen werden,  da Alkohol eine harntreibende Wirkung habe. Der Begriff „Entschlackung” ist konventionell-wissenschaftlich nicht begründbar. Im menschlichen Körper gibt es bei normaler Stoffwechselfunktion keine Ansammlung von „Schlacken” oder Stoffwechselendprodukten. Nicht verwertbare Stoffwechselprodukte werden bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr täglich über Niere, Haut und Lungen ausgeschieden.
Positiv zu bewerten sind die Anleitungen zur richtigen Ernährung für die Folgezeit nach der Kur.

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